Die Sptbrgndr-Redaktion hat Nachricht von einem Projekt erhalten, das seinesgleichen sucht. Zunächst hielt die Redaktion es für einen gepflegten Scherz, wäre die Botschaft nicht von einem Mann signiert, den man in der Welt des Weines nur mit Ehrfurcht ausspricht: Andreas Durst.
Um diesen Mann ragen sich viele Legenden und Mythen. Manche halten ihn für ein Genie, andere für verrückt, wieder andere für einen Propheten. Sein Plan ist kühn: Er will dem deutschen Wein zu neuem Glanz verhelfen. Da Durst, wie auch viele andere wissen, dass die Deutschen in punkto Wein recht schwerfällig von Begriff, um nicht zu sagen, rückständig sind, besann er sich auf eine ganz spezielle Marketingstrategie: deutschen Wein in Computerspiele integrieren, um so die Generation Y oder Millennials für die Bedeutung des Traubensafts zu sensibilisieren. Zu diesem Zweck hat er in Bockenheim an der Weinstrasse das „Digital Institute for German Wine, Cyber Intelligence and Gaming“ ins Leben gerufen. – Wir sind weltweit die ersten Journalisten, die Durst im DIGWCIG zu seinem neuesten Projekt interviewen dürfen.
Im DIGWCIG angekommen, begrüßt Durst uns. Er ist groß gewachsen, trägt einen weißen Kittel, in dessen Taschen sich Weinflaschen befinden, die wir aber nicht genauer erkennen können. Das Haar ist akkurat zum Scheitel gekämmt. Unter dem Arm trägt er ein Tablet, mit dem ab und an einige Skripte programmiert. Durst beginnt, uns sein Projekt zu erläutern:
In Deutschland fehle ein gewisses Grundverständnis für Wein und Qualität. Das liege vor allem daran, dass der Wein noch keinen richtigen Eingang in die unmittelbare Lebensumwelt der Menschen gefunden habe. Guter Wein sei in den Medien, vor allem in den öffentlich-rechtlichen Medien maximal unterrepräsentiert und wenn dann zumeist negativ konnotiert. Man müsse den Menschen begreiflich machen, dass Wein ein Hochwertprodukt sei, das die Lebensqualität bei angemessenem Konsum steigern und das kulinarische Bewusstsein komplementieren würde. Das hätten auch die Global Player des Deutschen Weins bisher nicht richtig auf dem Schirm gehabt.
Im DIGWCIG habe Durst nun ein erstes vielversprechendes Projekt entwickelt, das sich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch in der Beta-Phase befinde. Es handelt sich um einen speziellen Mod für ein beliebtes Action-Rollenspiel, denn RPGs und Wein würden sich in vielen Punkten gleichen. Durst habe die bestehenden Charakterklassen (Barbar, Amazone, Paladin, Totenbeschwörer, Zauberin), um den Winzer erweitert. – Der Winzer folge einer völlig neuen Spielmechanik, die darauf abzielt, den Monstern und Dämonen mit edlen Weinen zu schmeicheln. Die Schurken aus der Hölle würden dann glücklich und von allein zurück in die Unterwelt gehen. Dafür nutze der Winzer neue Item-Klassen, wie die Winzer-Schere, das Weinglas oder aber den Korkenzieher. Als mächtige Supporter könne man Herbster und Sommeliers heraufbeschwören, die dabei helfen, den edlen Stoff unter die Dämonenbrut zu bringen. Anstelle der klassischen Heil- und Manatränke könne der Winzer auf ein ganzes Arsenal an speziellen Weinen zurückgreifen, die ihm unterschiedlichste Buffs verleihen. Für den normalen Schwierigkeitsgrad würden noch aktuelle Jahrgänge genügen, für Bossgener, Alptraum und Hölle müsse man allerdings auf gereifte Jahrgänge und spezielle Lagen zurückgreifen. Priorität habe es, den Geschmack der Monster zu treffen, der ja zwangsläufig unterschiedlich ausfällt. Manche Gegner hätten eine Schwäche für gereiften Mosel-Riesling, anderen wäre mit Chardonnay beizukommen, wiederum andere hätten eine besondere Affinität für spezielle Rheingau-Lagen. – Wir sind begeistert, Durst berichtet weiter:
Der Mod würde den Gamern unterschwellig und ganz spielerisch ein völlig neues Bewusstsein, Verständnis und Wissen für Wein vermitteln. Die Millennials könnten über den Mod ein Gespür für Weinbegleitungen und -kultur generieren, gleichzeitig würde sich ein gewisses Gefühl für hochwertige und rare Weine entwickeln, die wiederum aus Zutaten, die im Weinberg, einer völlig neuen Map, gefarmt und anschließend im Keller (Akt 1, Fass hinter der Truhe) gecraftet werden müssten. Das Ganze Prozedere verlange dem Spieler viel Zeit und Mühe ab. Letztlich stehe aber die Erkenntnis, dass sich der Endgame-Content schwerlich mit Crap-Wein bestreiten lasse – man würde keine Sekunde überleben, versichert Durst.