Lettres persanes. Tome I: Authentizität und Image. Michael Gutzler und Günther Jauch

Auftakt VDP.GROSSE LAGE 2016. Die sptbrgndr-Redaktion ist natürlich am Start, um die jugendlichen GGs zu beschnobern. Außerdem hoffen wir natürlich, unsere Idole kennen zu lernen. Vielleicht erobert man ja sogar das Herz einer jungen Winzertochter, lässt Kind und Frau im Stich, um bei den Hegers einzuheiraten oder zecht die Nacht mit Stefan Winter im Automaten-Casino durch. Mal gucken, was so geht. Persönlich kennt uns hier noch keiner, wir können uns also unerkannt durch die Massen bewegen. Weil wir zu viel Respekt vor der Krone der Schöpfung haben – man spuckt Ambrosia nicht aus –, sind wir leider ziemlich schnell betrunken und können uns nicht mehr an den Tag erinnern.

Da trifft es sich gut, dass der sptbrgndr-Redaktion der Brief eines persischen Weinliebhabers zugegangen ist, den wir unseren Followern nicht vorenthalten möchten. Mitunter sind seine Positionen etwas naiv, was jedoch nur daran liegt, dass er aus fernen Ländern kommt, in denen andere Sitten und Gebräuche herrschen.

Lieber Freund,

auf der besagten Veranstaltung, die mich übrigens ihres geschäftigen Treibens wegen an unseren Markt in Bagdad erinnert, ist mir zu meiner Überraschung ein Gesicht aufgefallen das ich zu kennen meinte. Ist er es? Ja, dort steht er, Günther Jauch, der Quizfürst – als solcher ist er auch bei uns bekannt. Der Freude weicht Skepsis. Ich weiß nicht, wie es in eurem Land zugeht und ob es Sitte ist, dass ein Mann in mehr als einer Profession wahre Kennerschaft zu erringen strebt, nennt ihr Christen es nicht Übermut (superbia)? Für mich ist es schwerlich nachzuvollziehen, wie ein Mann in der Nacht als Quizmaster, Entertainer, Journalist und Produzent und am Tage im Weinberg tätig sein kann? Ich dachte stets, die Trauben bedürften einer umsorgenden Hand? Sein Blick lädt mich ein, zu probieren. Aber nein, er ist doch kein Winzer. Warum steht er hier, heimst den Ruhm anderer Leute Arbeit für sich ein? Auch in Persien kaufen reiche Männer Land, jedoch würden Sie sich niemals vor die Menschen stellen, welche die Erträge auf ihren Gütern erwirtschaften […]

[Der persische Weinliebhaber lässt sich im Folgenden recht despektierlich über Jauch aus. Wir haben diese Passage gestrichten. – Anm. der Redaktion]

Ohne zu kosten, wandte ich mich also tief verstört ab – lucem demonstrat umbra –, um einem Mann zu sehen, der die Winzerzunft nicht besser vertreten könnte: Michael Gutzler. Ja, er kam aus dem Weinberg, die Statur eines Winzers. Ein Mann, der nicht nur, wie Jauch, als Kind zu Besuch im Weinberg des Onkels war, sondern sein Lebtag darin gearbeitet hatte. Seine Weine waren von höchster Güte und vollendetem Geschmack. Gerade so als würde eine perfekt geschmiedete Platinkette über die Handfläche gezogen werden – man spurt die einzelnen Glieder, nimmt sie aber als harmonische Einheit war. Das Potential der Weine ließ sich nur erahnen. Sie schmeckten nach wahrer Passion, nach Tradition und Inspiration. Ja, Michael Gutzler war eins mit der Rebe geworden – Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen. Doch nein, klassisch war dieser Wein nicht! Hier wird kein Ideal nachgeahmt, Michael Gutzler versucht keine französischen Burgunder nachzuahmen, sondern ganz im romantischen Sinne das Eigene zu kultivieren. Gekonnt pointierte Spätburgunder von ganz eigener Grazie und Eleganz waren das, welche mir die Idee von deutschem Wein, so wie ich sie mir immer vorstellte, in den Gaumen hauchten. Gerne hätte ich noch den Rest des Tages an seinem Stand verweilt, doch mein Flieger zurück nach Persien sollte in einer Stunde gehen.

Auf bald lieber Freund,
Dein persischer Weinliebhaber

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